Nutzbar sind nahezu alle Teile. Die Blätter und die jungen Wurzeln dienen als Gemüse. Aus den Samen wird ein Speiseöl gepresst und aus der Rinde entsteht ein Würzmittel. Dabei sind die Anwendungsgebiete des Moringa noch weitaus umfangreicher, als es diese kurze Aufzählung vermuten lässt.
Insbesondere die Samen machen den Moringa zur bedeutsamen Nutzpflanze. Sie können zur Desinfektion von verunreinigten Wasser eingesetzt werden. Dabei wirken sie sowohl physikalisch, als auch chemisch. Die Zugabe von Moringasamen zu verunreinigten Wasser bewirkt eine Ausflockung von Bakterien und Schwebestoffen, die anschliessend abfiltriert werden können. Gleichzeitig gelten die Samen als bakterizid. Eine Wirkung, die auch für das Blattpulver angenommen wird, weshalb das Blattpulver in vielen Regionen als Seifenersatz verwendet wird.
Ganz entgegen seiner jüngeren, weltweiten Bedeutung nimmt der Moringa in der Ayurveda keine herausragende Stellung ein. Bezeichnet wird er als Shigru. Verwendet werden sowohl Rinde, Wurzel, Blätter als auch Samen.
Die Verwendung erfolgt aufgrund der Einteilung des Moringa in seine grundlegenden Eigenschaften. Dabei wird die Pflanze aufgrund des Geschmacks (Rasa), der stofflichen Eigenschaften (Gunas), der innewohnenden Kraft bzw. dem Wirkmechanismus (Virya), der Wirkung nach der Verdauung (Vipaka) und der Wirkung auf die Doshas klassifiziert.
Im Ayurveda wird Moringa als Rasa Katu, Tikta beschrieben. Was einem scharfen, bitteren Geschmack entspricht. Entgegen der westlichen, evidenzbasierten Medizin, leitet man im Ayurveda bereits vom Geschmack pharmakologische Eigenschaften der Pflanze ab. Eine scharfe, bittere Pflanze reinigt danach bei geringer Dosierung den Mund, fördert die Verdauung, verursacht eine laufende Nase, schärft den Verstand, verbessert das Geschmacksempfinden, entgiftet, entwurmt und stärkt den Körper. Allgemein hilft sie Kapha zu reduzieren, das zu Trägheit, Verschleimung und Übergewicht führen kann.
Die Gunas, beschreiben die grundsätzlichen Eigenschaften. Moringa wird hier als Laghu – leicht, Ruksha – trocken und Teekshna – schnell beschrieben.
Virya bezeichnet den Wirkmechanismus. Moringa wird hier Ushna zugeteilt. Er gilt also als erhitzend, Energie freisetzend und das Verdauungsfeuer anfachend. Bereits hieraus kann man schlussfolgern, dass Moringa Pitta erhöht. Im Ayurveda würde man daher Pitta-Personen Moringa bekömmlicher gestalten, indem kühlende Gewürze wie Koriander oder Kardamom hinzugefügt werden.
In der Verdauungswirkung (Vipaka) ist Moringa scharf. Kapha und Vata gleicht es aus, Kaphavatashamaka.
Zugegeben, diese doch recht trocken erscheinenden Ausführungen wirken erst einmal ermüdend. Sie machen jedoch etwas sehr deutlich. Im Ayurveda wird die Wirkung und der Einsatz einer Pflanze von einer Vielzahl von Eigenschaften bestimmt. Eine Aufzählung von Indikationen, wie man sie aus der evidenzbasierten Medizin kennt, gibt es nicht. Sie würde bei genauer Betrachtung auch keinen Sinn ergeben. Denn eine Indikation wie sie die westliche Medizin postuliert, stellt aus Sicht des Ayurveda ein individuelles Ungleichgewicht dar.
Und noch etwas wird deutlich. Auch wenn der Moringa im traditionellen Ayurveda verwendet wird, ist seine Bedeutung nicht zu vergleichen mit Pflanzen wie beispielsweise Tulsi oder Guduchi. Auch seine zunehmende weltweite Verbreitung in warmen Regionen ist weniger seinen Einsatzmöglichkeiten als Heilpflanze, als vielmehr seinen herausragenden Qualitäten als Nutz- und Nahrungspflanze zu verdanken. Seine Blätter sind sehr nährstoffreich und enthalten alle essentiellen Eiweisse. Darüber hinaus Vitamin A, B1, B2, B3, C, E, K1 und Mineralien wie Eisen, Zink, Mangan, Phosphor, Calcium und Kalium. Kein Wunder also, dass er vielerorts als Wunderbaum gepriesen wird.
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